Nürnberger Lebkuchen: Viel Köstliches auf einer Oblate
Es waren vermutlich die Mönche, die hier im 11. Jahrhundert begannen, Honigkuchen zu backen, die Verwendung von Oblaten deutet darauf hin. Den Mönchen sollen die herzhaften Pfefferkuchen, den Nonnen dagegen das „süße Brot“ (panis mellitus) besonders gemundet haben. Diese Honigkuchen waren allerdings nicht die ersten der Geschichte. Bereits in der Antike wurden Vorläufer des Lebkuchens von den alten Ägyptern, Griechen und Römern gebacken und nicht nur gegessen, sondern als Talismane mit in die Schlacht genommen oder den ägyptischen Königen mit in die Gräber gelegt.
Geschichte des Nürnberger Lebkuchens
Im Hoch- und Spätmittelalter wurden die beliebten Honig- oder auch Pfefferkuchen mit weiteren exotischen Gewürzen verfeinert, die aus dem Orient über Venedig in die günstig gelegene Handelsstadt Nürnberg kamen. Ihnen wurden positive Effekte auf die Gesundheit zugeschrieben.
So wirkt zum Beispiel allein die Nelke stark schmerzstillend, entzündungshemmend, beruhigend, desinfizierend, krampflösend und appetitanregend. Zimt soll nicht nur die Verdauung, sondern auch den Kreislauf, die Durchblutung, den Appetit und die Fettverbrennung anregen.
Selbst wenn der Lebkuchen viele gesunde Zutaten enthält: Sein Name hat nichts mit dem Wort „Leben“ zu tun. Vielmehr vermutet man, dass er sich aus dem lateinischen Wort für Fladen (libum) entwickelt hat. Da Zucker ein Luxusprodukt war und in Nürnberg und Umgebung für die Bienenzucht günstige Bedingungen herrschten, verwendete man zum Süßen — wie der Name bereits vermuten lässt — Honig.
Produziert wurde er im Lorenzer Reichswald, der damals noch eine Waldlandschaft mit Fichten, Haselstauden, Linden, Heidekraut, Preisel- und Schwarzbeerblüte war. So war die Region auch als „des Heiligen Römischen Reiches Bienengarten“ bekannt. Bereits im 12. Jahrhundert übernahmen Zünfte die Herstellung von Lebkuchen; die erste schriftliche Erwähnung eines Nürnberger Lebküchners findet sich in einer Urkunde von 1395.
Doch erst rund 250 Jahre später, nämlich 1643, wurde eine eigene „geschworene" Nürnberger Lebküchnerzunft von damals 14 Mitgliedern gegründet. Die Rezeptur war so geheim, dass es keinem Lebküchner erlaubt war, die Stadt zu verlassen. Ein Lebzeltner – so wurden diese Handwerker auch genannt – konnte nur werden, wer in eine Lebküchnerfamilie hineingeboren wurde oder einheiratete. Inzwischen ist die Nürnberger Spezialität sogar als geographische Angabe nach Europäischem Recht geschützt.
Lebkuchen als feine Arznei
Der Verzehr von Lebkuchen wurde vom Rat der Stadt zu jeder festlichen Gelegenheit wie Weihnachten, Taufe, oder Hochzeit geraten, selbst in der Fastenzeit war er erlaubt: Schließlich galt der Lebkuchen auch als Arzneimittel. Leisten konnte sich die freilich nicht jeder.
Lebkuchen selbst gemacht
Wer jetzt Lust auf Lebkuchen bekommen hat, kann nach einem Lebkuchenrezept aus dem 16. Jahrhundert Lebkuchen backen:
1 Pfund Zucker
½ Seidlein oder 1/8erlein Honig
4 Loth Zimet
1 ½ Muskatrimpf
2 Loth Ingwer
1 Loth Caramumlein
½ Quentlein Pfeffer
1 Diethäuflein Mehl — ergibt 5 Loth
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